
Umzug und Neuanfang mit neuer Leitung: Das Bildungshaus am Wasserturm
Umzug und Neuanfang mit neuer Leitung: Das Bildungshaus am Wasserturm

Nach einer langen Zeit des Umbaus, des Übergangs und der Vorfreude beginnt für das Degerschlachter Bildungshaus nun ein neues Kapitel: Der Umzug zurück an den Wasserturm steht bevor. Mit neuen Räumen, neuen Möglichkeiten – und einem neuen Leiter. In drei kurzen Beiträgen blicken wir auf die besondere Pädagogik des Hauses, auf den geplanten Umzug und auf Benjamin Hempt, der ab sofort die Geschicke des Hauses lenkt.
Umzug zurück nach Degerschlacht: Bald beginnt der Alltag im neuen Bildungshaus
Der Termin steht fest
Nun ist es gewiss: Der Termin für den Umzug in das frisch renovierte, um- und ausgebaute Bildungshaus in der Straße Am Wasserturm steht fest. Zwischen dem 16. und 20. Juni packen die Kinder ihre Sachen in der Marie-Curie-Straße zusammen und kehren zurück nach Degerschlacht.
Ab dem 23. Juni beginnt dort der neue Alltag.
Kinder gestalten den Umzug mit
„Die Kinder sind von Anfang an mit einbezogen worden“, berichtet der neue Leiter des Bildungshauses, Benjamin Hempt. Sie haben ihre Ideen eingebracht, überlegt, wie der neue Platz genutzt werden kann – und gemeinsam Kisten gepackt.
„Manche der Kinder kennen das Haus am Wasserturm noch gar nicht“, erklärt Hempt. 40 der aktuell 72 Kinder sind während der Zeit in der Marie-Curie-Straße neu dazugekommen.
Mehr Platz – mehr Möglichkeiten
Bis zu 110 Kinder können künftig im Bildungshaus am Wasserturm betreut werden.
Der neu ausgebaute Standort bietet jetzt viermal so viel Platz wie früher. Das bedeutet eine Menge Organisation und viel Arbeit für Benjamin Hempt: Angebote müssen eingeholt, Bestellungen aufgegeben werden, für Möbel, Spielzeug, pädagogisches Material, aber auch für Geschirr und Besteck. Denn eine eigene Küche gab es bisher noch nicht.

Bewegungsraum und Kiss-and-Ride-Zone
Ein Bewegungsraum nach dem Konzept von Elfriede Hengstenberg wurde ebenfalls eingerichtet.
Außerdem steht künftig ein Kiss-and-Ride-Parkplatz für Eltern zur Verfügung, die ihre Kinder mit dem Auto bringen. Doch Hempt rechnet damit, dass viele trotzdem weiterhin zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen. „Viele holen ihre Kinder derzeit an der Schinkelstraße ab“, so Hempt. Dahin sie werden mit dem Bus von der Marie-Curie-Straße gebracht.
Alle helfen mit
Der Umzugswagen ist bestellt. Die pädagogischen Fachkräfte, die Eltern und das Umzugsunternehmen werden gemeinsam anpacken – bis alles an seinem Platz ist. Und auch die Kinder helfen mit, packen Kisten aus und gestalten „ihr“ neues Haus mit.
„In den ersten Tagen wird sich sicher noch einiges verändern“, ist Benjamin Hempt überzeugt.
Einweihung mit Tag der Offenen Tür
Ein Einweihungsfest mit einem Tag der Offenen Tür geplant. Die Vorbereitungen laufen.
Ein Haus fürs Leben: Das Bildungshaus Degerschlacht
Bildungsräume, die verbinden
Das Bildungshaus soll Kindern eine durchgängige Bildungsbiografie vom Kindergarten bis zum Ende der Grundschulzeit ermöglichen. Kindergarten und Grundschule bilden dabei die beiden „Bildungszimmer“ des Hauses.
Vor etwa 10 bis 15 Jahren legten die damalige Leiterin des Kindergartens und der damalige Rektor der Grundschule den Grundstein für diese Idee. „Bildungshäuser gibt es in der Region einige“, erklärt der neue Leiter Benjamin Hempt, „aber keines mit einer so durchgängigen pädagogischen Ausrichtung wie unseres.“
Ein Konzept, das zusammenpasst
Das Prinzip der jahrgangsübergreifenden Klassen der Auchtertschule passe perfekt zu diesem Konzept, so Hempt weiter.
Um die Kinder trotz aller Freiheiten, die die Montessori-Pädagogik der Degerschlachter Grundschule bietet, zum Lernen zu motivieren, sei es entscheidend, ihre Interessen als Brücke zu den Lerninhalten zu nutzen.
Begegnung auf Augenhöhe
Einmal pro Woche besuchen die Grundschulkinder den Kindergarten. Sie lesen vor, halten kleine Präsentationen, basteln, backen oder singen gemeinsam mit den Jüngeren.
Im letzten Kindergartenjahr kommen dann auch die Kindergartenkinder regelmäßig zum Gegenbesuch in die Grundschule.
Das Vorlesen gehört zum Lehrplan. Die Kinder reagieren unterschiedlich darauf. Manche möchten nicht vorlesen, weil sie das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein, um den Jüngeren etwas beizubringen. Andere wiederum genießen die entspannte Atmosphäre. Sie wissen: Auch wenn sie sich mal verhaspeln oder den Faden verlieren – sie geben den Jüngeren trotzdem etwas Wertvolles mit.
Alle pädagogischen Fachkräfte treffen sich einmal im Monat zu einer Teamsitzung auf Augenhöhe.
Das rote und das grüne Zimmer
Im neuen Bildungshaus am Wasserturm gibt es zwei besondere Räume: Das grüne Zimmer ist ausschließlich dem Spiel gewidmet, das rote Zimmer der Vermittlung von Lerninhalten.
„Es gibt Kinder, die wollen partout nicht ins rote Zimmer“, erzählt Hempt aus seiner Erfahrung. Lernen sei für sie negativ belegt. Aber auch im Spielzimmer werde eine Menge gelernt: Mauern werden gebaut, Flaggen gebastelt – ohne Lerneffekt kaum möglich. „Wenn man es richtig angeht und dem Lernen den negativen Touch nimmt, kommen sie irgendwann selbst und fragen: ‚Dürfen wir auch mal ins rote Zimmer gucken?‘“, berichtet Hempt schmunzelnd.
Zusammenwachsen unter einem Dach
Bislang gab es in Degerschlacht drei Einrichtungen: die Kindergärten am Wasserturm und im Container bei der Auchterthalle in der Schinkelstraße sowie die Krippe in der Martin-Knapp-Straße für die ganz Kleinen zwischen einem und drei Jahren.
Seit dem Umzug in das Ausweichquartier in der Marie-Curie-Straße werden die Kinder aus der Schinkelstraße und dem Haus am Wasserturm unter einem Dach betreut. Sie werden auch im neuen Bildungshaus zusammenbleiben.
Trennung, die gut tut
Während der Aufbauphase des Bildungshauses waren zeitweise auch die Krippe und die beiden Kindergärten organisatorisch zusammengelegt – mit einer gemeinsamen Leitung. „Das hat sich auf Dauer jedoch nicht als praktikabel erwiesen“, sagt Hempt. „Die Leitungsperson konnte nicht gleichzeitig in allen drei Häusern präsent sein. Besonders schwierig wurde es, wenn sie – aus welchen Gründen auch immer – ausfiel.“
Deshalb hat die Krippe mittlerweile wieder eine eigene Leitung – und wird diese auch behalten.

Bildungshaus Degerschlacht – auf einen Blick
Ort: Degerschlacht, bei Reutlingen
Konzept: Durchgängige Bildungsbiografie von der Kita bis zum Ende der Grundschule
Pädagogik: Montessori-orientiert, jahrgangsübergreifende Klassen
Besonderheiten:
- Wöchentliche Besuche zwischen Kindergarten und Grundschule
- Zwei besondere Lernräume: das grüne Spielzimmer & das rote Lernzimmer
- Enge Zusammenarbeit aller pädagogischen Fachkräfte
- Frühzeitige Schulgewöhnung ohne Angst vor dem „Ernst des Lebens“
Leitung: Benjamin Hempt (Grundschule), separate Leitung für die Krippe

Neuer Leiter bringt frischen Wind ins Bildungshaus
Die langjährige Leiterin des Degerschlachter Bildungshauses, Brigitte Frey, hat sich zum Ende des vergangenen Jahres in den Ruhestand verabschiedet. Ihre Nachfolge hat nun Benjamin Hempt übernommen.
Der 38-Jährige lebt in Pfullingen und kommt – wann immer es geht – mit dem Fahrrad ins Bildungshaus. In seiner Patchwork-Familie lebt er mit zwei Kindern im Alter von sechs und elf Jahren. „Da kann ich bei vielen Themen mitsprechen“, sagt er mit einem Schmunzeln.
Ein erfahrener Pädagoge mit klaren Vorstellungen
Hempt ist staatlich anerkannter Erzieher mit Fachhochschulreife und seit elf Jahren bei der Stadt angestellt. Seine ersten beruflichen Erfahrungen sammelte er als Fachkraft im Kindergarten Planie, der auch einen Schülerhort umfasst. Später übernahm er dort für dreieinhalb Jahre eine Leitungsfunktion.
„Als stellvertretender Leiter hatte ich oft eine Art Sandwich-Position zwischen Team und Leitung“, erzählt er. Auf Dauer sei das unbefriedigend gewesen.
Sieben Jahre und sieben Monate
Sein erstes Ausbildungshaus war das Kinderhaus Jettenburger Straße. 2017 kehrte er dorthin als stellvertretender Leiter zurück. Als die damalige Leiterin schwanger wurde und in Elternzeit ging, übernahm Hempt die Leitung vollständig. Genau sieben Jahre und sieben Monate war er dort verantwortlich.
„Nach so langer Zeit war es an der Zeit, eingefahrene Wege zu verlassen“, sagt er rückblickend. Denn: „Es tut weder der Sache noch den Kindern gut, wenn man nur noch das tut, was ‚wir schon immer so gemacht haben‘.“
Seinen Abschied von den Eltern im Kinderhaus setzte er mit einem Augenzwinkern als Punkt 7 auf die Tagesordnung.
Mit dem Wechsel nach Degerschlacht will er neue Impulse setzen. Was ihm dabei besonders wichtig ist:
„Die Kinder stehen bei mir immer im Mittelpunkt.“