Der Morgen danach …
Der Morgen danach …
Liebe Lesewesen,
Das erste Treffen nach den Ferien am 17. September war ein voller Erfolg: Mehr als 50 Gäste fanden sich im Degerschlachter Gemeindehaus ein – so viele wie bei keiner Vereinssitzung.
Da Ingried und Friedrich Haselberger, die den „Treff für Ältere“ normalerweise leiten, noch im Urlaub waren, sprang Brunhilde Georges ein. Sie moderierte den Nachmittag, sorgte für gute Stimmung und musste gleich zu Beginn noch zusätzliche Tische und Stühle organisieren. „Mit so vielen Leuten hab ich heute gar nicht gerechnet“, meinte sie lachend – einige Besucher waren sogar schon eine halbe Stunde vor Beginn da.
„Zu spät kommt hier keiner“
Besonders geschätzt wird das ehrenamtliche Engagement: 6 bis 8 Helfer sind jedes Mal dabei, kümmern sich um Kaffee, Kuchen und die Bewirtung. Zusammen mit den Haselbergers und Brunhilde Georges packen insgesamt elf Menschen regelmäßig mit an. „Zu spät kommt hier keiner“, freut sich Georges, „so gut kommt die Idee bei den Degerschlachtern an.“
Diesmal stand ein Film des Reutlinger Filmclubs über die Stadtgeschichte auf dem Programm, vorgestellt von Detlef Anker. Der Saal war voll mit bekannten Gesichtern – Persönlichkeiten, die Degerschlacht seit Jahren mitprägen, dazu viele Nachbarn aus Sickenhausen.
Film über Reutlingen vom Reutlinger Filmclub
Der Treff ist kein eigener Verein, sondern dem Verein „Gemeinsam vor Ort“ angeschlossen, der Degerschlacht, Sickenhausen und Betzingen verbindet. Das hat viele Vorteile: Die Organisatoren können das Angebot ohne Vereinsgründung weiterführen, Überschüsse fließen in die gemeinsame Arbeit. Finanziert wird der Nachmittag durch ein Spendenkässle – jeder gibt, was er kann.
Der Dienstagstreff für Ältere findet an jedem dritten Dienstag im Monat von 14 bis 16 Uhr im Degerschlachter Gemeindehaus statt.
Heute beim Treff für Ältere ist es mir wieder aufgefallen: Der Saal war so voll, dass immer neue Tische hereingetragen werden mussten. Beim Albverein gehöre ich mit meinen 70 Jahren zu den jüngeren. Der Gesangsverein hat aufgegeben, weil es keinen Nachwuchs gab.
Die Vereine haben durch die Bank alle tolle Angebote für alle Altersgruppen. Trotzdem ist die Mitgliederzahl der jüngeren Generationen meist überschaubar. Die Ausnahme ist der Sportverein: Da gibt es viele Mitglieder in jeder Altersgruppe. Allerdings hat auch der Sportverein immer wieder Probleme, Leute zu finden, die bereit und / oder in der Lage sind im Vorstand Verantwortung zu übernehmen.
Wenn ich durchs Dorf gehe oder aus dem Fenster schaue, sehe ich vor allem ältere Menschen. Tagsüber zumindest. Morgens sind auch eine Menge Schulkinder an der Bushaltestelle. Wenn nicht gerade Ferien sind. Aber vielleicht ist das ja auch nur eine Art selektiver Wahrnehmung. Man sieht, was man glaubt.
Um Klarheit zu bekommen, habe ich mal versucht, ein bisschen zu recherchieren: Das Mitteilungsblatt der Stadt Reutlingen nennt für Mai diesen Jahres 2.192 Einwohner in Degerschlacht – 1.104 Männer und 1.088 Frauen. Die Zahl ist seit Jahren stabil, mal ein paar mehr, mal ein paar weniger.
Zur Altersstruktur gibt es für Degerschlacht leider keine eigenen Daten. Aber für die Stadt Reutlingen insgesamt und für die Region Neckar-Alb sind die Zahlen eindeutig:
Das Durchschnittsalter in Reutlingen liegt bei rund 43 Jahren.
Der Alterungsindex liegt bei etwa 149 – auf 100 Kinder und Jugendliche kommen also 149 Menschen über 65.
In der Region Neckar-Alb ist schon heute jeder Fünfte über 65 Jahre alt.
Die Gruppe der über 75-Jährigen macht in Reutlingen inzwischen fast genauso viel aus wie die Kinder unter 15.
Ich liege mit meinen Beoabchtungen vermutlich leider gar nicht so falsch. Degerschlacht ist kein besonders junges Dorf. Es gibt Kinder, ja, und es gibt auch junge Familien – aber der größere Teil der Bevölkerung ist älter. Das erklärt, warum Vereine, die stark von jungem Nachwuchs leben, sich so schwer tun. Und es macht deutlich, dass wir uns in den Vereinen nicht nur fragen müssen, wie wir junge Leute ansprechen, sondern auch, ob es überhaupt genug Junge gibt.
Und ob es nicht vielleicht sinnvoller ist, unser Angebot so zu gestalten, dass es den Menschen gefällt, die wir tatsächlich erreichen können. Wobei wir uns natürlich auch durchaus freuen, wenn andere aus den Nachbargemeinden ebenfalls Freude an unseren Angeboten haben. Egal in welchem Alter.
Darüber würde sich auch freuen
Eulalia, die Eule aus Degerschlacht
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Auch wenn es diesmal kein richtiges Degerschlachter Thema ist, irgendwie hat es am Ende doch ein bisschen mit uns zu tun: Vielleicht ist es eine gute Gelegenheit, ihr mich und meine musikalische Vergangenheit vor unserem ersten Offenen Singen in Degerschlacht ein bisschen kennenlernt.
„The most mysterious song on the internet“
In meiner Kieler Clique war Musik eigentlich das verbindende Element. Wir haben zusammen auf der Bühne gestanden, uns musikalisch entwickelt, haben zusammen gelebt und uns sehr nahe gestanden. Inzwischen ist es mehr als 40 Jahre her, dass der Song im Radio gespielt wurde, der später als „the most mysterious song on the internet“ weltbekannt wurde: Der Song hieß „Subways of your Mind“ und stammt aus der Feder von Ture Rückwardt, einer der Freunde aus dieser Clique, der ihn damals mit der Gruppe „FEX“ aufgenommen hat. Die Zeit und die Menschen von damals haben mich geprägt. Deshalb und weil der Werdegang der Gruppe „FEX“ heute offensichtlich eine große Fangemeinde interessiert, habe ich begonnen, diese Erinnerungen in einem Podcast zu erzählen.
Eine Kladde mit Erinnerungen
Die erste Folge ist inzwischen veröffentlicht. Mit einer alten Kladde voller Musik und Erinnerungen.
Und jetzt seid ihr dran: Am 7. November um 19:30 Uhr treffen wir uns im Gemeindehaus Degerschlacht zum ersten Offenen Singen. Der Podcast dazu ist auch schon in Arbeit
Es freut sich auf euch
eure Eulalia, die Eulenfrau aus Degerschlacht.
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Er steht da oben wie ein stolzer Wächter, weiß gestrichen, mit spitzem Dach – ein echter Hingucker! Fast jeder hier nennt ihn ganz selbstverständlich den „Degerschlachter Wasserturm“. Kein Wunder, schließlich ist er von der Festhalle aus nur einen Spaziergang entfernt, wacht über unsere Felder und taucht auf fast jedem Wanderbild aus der Region auf.
Doch streng genommen – und das betonen manche ganz gerne – steht der Turm gar nicht auf Degerschlachter Boden. Offiziell gehört er zu Kirchentellinsfurt.
Wie konnte das passieren? Nun, der Turm wurde 1924 gebaut, zur Wasserversorgung der Region – darunter Degerschlacht, Kirchentellinsfurt, Wannweil und andere Orte. Damals zählte der praktische Standort, nicht die Gemeindegrenze. Dass die Grenze heute just hinter der Festhalle verläuft, interessiert das Bauwerk herzlich wenig.
Aber uns Degerschlachtern interessiert es – denn der Turm gehört einfach zu uns. Er steht sinnbildlich für alles, was unsere Albkante ausmacht: klare Sicht, klare Luft, klare Ansage.
Kindergarten „Am Wasserturm“, Spaziergang „rund um den Wasserturm“, Plakate mit Turmsilhouette – der Turm ist längst Teil unseres Alltags und unserer Symbolwelt geworden. Und wer mit dem Bus nach Degerschlacht fährt, weiß: Von der Haltestelle „Rathaus“ ist es nur ein Katzensprung bis zum Fotospot mit Albpanorama und Turm.
Der Wasserturm wurde von der Neckar-Echaz-Wasserversorgungsgruppe errichtet, misst rund 21 Meter und war technisch seiner Zeit weit voraus. Heute ist er außer Betrieb, aber noch im Besitz von FairNetz (den Reutlinger Stadtwerken) und bleibt als Industriedenkmal erhalten.
Er ist ein typischer Vertreter der Wassertürme der 1920er-Jahre – mit achteckigem Grundriss, kräftigen Strebepfeilern und markantem Spitzdach. Kurz gesagt: ein Turm mit Charakter.
Natürlich kann man darüber streiten, ob es korrekt ist, ihn „Degerschlachter Wasserturm“ zu nennen. Aber es gibt Dinge, die wachsen einem einfach ans Herz. Und wenn Generationen von Degerschlachtern diesen Turm als ihr Wahrzeichen betrachten, dann ist das nicht einfach ein Irrtum – das ist gelebte Ortskultur.
Hier verläuft die Grenze
Der Wasserturm ist von hieraus leider von Bäumen verdeckt. Aber er ist da. Ich schwör!
Baujahr: 1924
Höhe: ca. 20,8 m
Fassungsvermögen: 156 m³
Standort: offiziell Kirchentellinsfurt
Eigentümer: FairNetz GmbH (Stadtwerke Reutlingen)
Heute: nicht mehr in Betrieb, aber denkmalgeschützt
Beliebt bei: Degerschlachtern, Wanderern, Kindergärten, Fotograf*innen – und eigentlich allen, die gute Aussichten mögen.
Direkt neben dem Turm steht eine Bank, ein bemalter Stein mit Naturgedicht, ein kleiner Schaukasten mit Miniaturlandschaft und liebevollen Botschaften. Kein Schild, das Besitz reklamiert, keine Grenze, die trennt – sondern ein stiller Treffpunkt. Für alle.
Vielleicht ist genau das die Wahrheit über unseren Turm:
Er steht auf der Grenze – aber er bringt Menschen zusammen.
(Mit einem Klick auf die Fotos könnt ihr auch lesen, was auf Stein und Tafel steht)