
Sprachnachrichten
Sprachnachrichten
„Man kann über alles reden – nur nicht über fünf Minuten.“
(gehört in einer klugen Rede, behalten fürs Leben)
Mögt ihr Sprachnachrichten?
Ich mag sie. Manchmal. Wenn sie von meinem Sohn kommen. Dann freu ich mich, seine Stimme zu hören. Ich würde mich vermutlich auch freuen, wenn sie von meinem Mann kämen. Aber den seh ich eigentlich täglich. Ich vermisse seine Stimme also eher selten.
Sprachnachrichten von Menschen, die mir nahestehen, die ich nicht so oft sehe, genieße ich. Aber da geht es meist nicht um die Inhalte, sondern einfach hauptsächlich um ein echtes Lebenszeichen: Die Stimme eben. Ich höre, wie sie klingt, ob sie glücklich klingt oder eher bedrückt, ob da Begeisterung mitschwingt – oder ob es doch eher Sorgen sind, die den Klang der Stimme prägen.
Aber dann gibt es da noch die anderen Sprachnachrichten. Die von Kunden, Geschäftspartnern. Menschen, die während ihrer Fahrt von irgendwo nach woanders schnell noch Infos zum laufenden Projekt loswerden wollen.
Sprachgeschäfte zwischen Kaffee und Kuchen?
Sprachnachrichten abzuhören ist oft schwierig. Ich finde es unhöflich, Sprachnachrichten abzuhören, wenn andere Leute mit am Tisch sitzen. Außerdem weiß ich ja auch nicht, was der Sprachnachrichten-Sender mir mitteilen möchte. Vielleicht ist es ja auch vertraulich.
Und dann gibt es noch die Menschen, die ewig lange reden. Manchmal sind es in meiner WhatsApp in diesem Chat dann sogar mehrere Sprachnachrichten untereinander. Weil die Person zwischendurch Pausen gemacht hat.
Da sind sie dann, meine Probleme: Muss ich mir die komplette Viertelstunde Zeit nehmen, um alles anzuhören? Womöglich ist die wichtigste Information am Schluss?
Vorne – Mitte – Hinten? Nochmal!
Und dann war eine wichtige Information am Anfang, eine irgendwo in der Mitte. Und – natürlich – kurz vor Schluss. Leider hatte ich am Ende vergessen, was meine Kundin am Anfang gesagt hat. Hat sie nun gesagt, sie hätte eher am Mittwoch Zeit oder meinte sie, dass Mittwoch der einzige Tag sei, an dem sie keine Zeit hat?
Hör ich mir das Ganze also nochmal an? Ok – sie sagt, der Dienstag passt ihr besser. Aber was war es nun, was sie am Ende der Nachricht gefragt hat? Also nochmal anhören.
Heute Morgen bekam ich wieder so eine Sprachnachricht. Länge: Vier Minuten. Nein, dachte ich. Das hör ich mir jetzt nicht alles an. Es muss doch die Möglichkeit geben, die Sprachnachricht in Text umzuwandeln. Gibt es auch. Aber im Android-Smartphone geht es nur, wenn der Sprachtext in Englisch, Spanisch, Portugiesisch oder Russisch ist. Deutsch ist noch nicht vorhanden.
Ha! Ich hab eine Idee: Ich leite die Sprachnachricht an das iPhone meines Mannes weiter. Da funktioniert es. Auch in Deutsch.
Ich geh dann jetzt lesen.
Sagt Eulalia, die Eulenfrau aus Degerschlacht



