
Walpurgisnacht in Degerschlacht – früher war mehr Schabernack
Walpurgisnacht in Degerschlacht – früher war mehr Schabernack
„Es war ruhig bei uns“, so die Meinung all derer, die ich fragen konnte. Damit muss ich mich zufrieden geben. Denn ich war nich da. Ich sitze hier auf meinem Campingstuhl an irgendeinem Campingplatz am Rhein, lasse mir die Sonne auf den Rücken scheinen und schreibe, bevor ich’s mich nachher mit dem Rad auf ins Städthen mache.
Es wurde mir von keinem einzigen Streich berichtet. Nicht einmal einen kleinen Streichalarm soll es gegeben haben. Wie gesagt: So weit ich das weiß.
Keine Streiche?
Eigentlich ist die Walpurgisnacht, also die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, auch bei uns die Zeit für Streiche und heimliche Liebesbekundungen. Um genau zu sein: Eher für Unsinn. Mehr oder weniger witzig. Meist haben sie etwas mit Klopapier und Zahnpasta zu tun. Manchmal ist auch etwas Senf dabei. Nun – wer’s mag ….
Liebesbeweise per Ast und Zweig.
Ein alter Brauch lebt aber auch noch vereinzelt weiter: Junge Männer stellen ihrer Angebeteten mehr oder weniger große Äste vor die Haustür – oder klemmen sie an die Windschutzscheibe. Ein Freund von uns hat seiner Angebeteten vor ein paar Jahren einen jungen Maibaum vor die Tür gestellt, der größer war als er selbst. Na, wenn das keine Wertschätzung ist. Als ich jung war, hatte ich auch einmal einen kleinen Zweig an der Windschutzscheibe. Leider weiß ich bis heute nicht, wer mir den damals zugesteckt hat. Ist aber eigentlich auch egal. Ich bin sehr glücklich verheiratet. (Aber neugierig wäre ich natürlich schon gewesen …)

Früher war mehr Fantasie
Zahnpasta auf Türklinken und Klopapier in Bäumen gelten mittlerweile leider auch bei uns fast als Standard. Dabei gab es in Degerschlacht auch schon wirklich kreative Streiche: Vielleicht erinnert sich jemand von euch daran? Da wurde die Kirchturmuhr angehalten, weil ihr Glockenschlag so manchem die Nachtruhe stört. Eine besonders einfallsreiche Idee war es, aus dem Schriftzug des damaligen Drogeriemarkts „Schlecker“ kurzerhand den schwäbischen „Schlotzer“ zu machen.
Zahnpasta war aus?
Warum ich in diesem Jahr nichts von irgendwelchen Streichen gehört habe? Vielleicht war einfach für zu wenig Zahnpasta im Haus. Oder Zahnpasta und Klopapier in der Walpurgisnacht sind für die meisten schon so selbstverständlich, dass niemand es mehr für erwähnenswert hält.
Jetzt wünscht euch einen sonnigen Mai mit viel Fantsie
Eulalia, die Eulenfrau aus Degerschlacht