Lärmaktionsplan.

Abstimmung mit „Nein, weil …“ und „Ja, aber …“

„Ich bin für Lärm zuständig und nicht für Sicherheit“, erklärte Gerhard Lude, Abteilungsleiter Verkehr beim Amt für Stadtentwicklung und Vermessung bedauernd, als er die Fortschreibung des Lärmaktionsplans während der Ortschaftsrats-Sitzung am vergangenen Montag, 21. Oktober im Degerschlachter Rathaus vorstellte.

In der ersten Phase des Lärmaktionsplans wurde eine Geschwindigkeits-Begrenzung von Tempo 30 auf der Leopoldstraße zwischen der Hans-Knecht-Str. und der Leiblstraße beschlossen und eingerichtet.

Lärm in Osianderstraße und Jerg-Wurster-Straße ebenfalls im gesundheitskritischen Bereich.

Inzwischen, so Gerhard Lude, hätten Messungen ergeben, dass auch in Osianderstraße und Jerg-Wurster-Straße der Lärmpegel im gesundheitskritischen Bereich liebt. Deshalb soll die Tempo-30-Zone künftig auf diese beiden Straßen ausgedehnt werden. Darüber sollte der Bezirksgemeinderat nun abstimmen.

„Martin-Knapp-Straße war uns immer ein Anliegen“

Doch die Ortschaftsräte sind mit dieser Vorlage ganz und gar nicht zufrieden.

Ihnen gehen die Maßnahmen nicht weit genug. Sie wünschen sich außerdem eine 30er Zone für die Martin-Knapp-Straße und die Hans-Knecht-Straße bis zum jeweiligen Ortsschild.

„Wir sind nicht begeistert“, erklärt Ortsvorsteherin Ute Dunkl. „Die Martin-Knapp-Straße war uns immer ein Anliegen.“ Der Weg zur Schule und Kindergarten geht über die Martin-Knapp-Straße. Sie sieht deshalb hier ein Sicherheitsproblem.

Hans-Knecht-Straße ebenfalls problematisch

Auch in der Kirchentellinsfurther und der Hans-Knecht-Straße sehe es nicht besser aus, sind sich die Räte einig. In dem Teilstück zwischen den Ortsschildern Sickenhausen und Degerschlacht sei Tempo 100 erlaubt. Abgebremst würde erst kurz vor der Kreuzung zur Leopoldstraße.

Lude bedauerte, für Sicherheitsprobleme nicht zuständig zu sein. In diesem Lärmaktionsplan gehe es um nur darum, gesundheitsschädlichen Lärm für die Anwohner zu vermeiden. Dass dies auch Auswirkungen für die Verkehrssicherheit habe, sei hier lediglich ein „Abfallprodukt“.

Häuser in der Martin-Knapp-Straße stehen nah beieinander

Axel Walker fand es allerdings auch durchaus möglich, dass auch die Lärmbelästigung in der Martin-Knapp-Straße nicht ohne sein dürfte. „Die Häuser stehen so nah beieinander“, erklärte er.

Doch hier reiche das Verkehrsaufkommen nicht aus, berichtete Lude. Messungen hätten ergeben, dass hier weit weniger als 4000 Fahrzeuge innerhalb 24 Stunden durchkämen. Diese Zahl war im Rahmen der Lärmkartierung für den Lärmaktionsplan festgelegt worden.

Viele LKW-Fahrer nutzten die Strecke Degerschlacht / Sickenhausen auch als Schleichweg, um Maut zu sparen.

 

„8000 Fahrzeuge müssen doch auch irgendwo wieder raus“

„Wenn 8000 Fahrzeuge in den Ort hineinfahren, müssen sie doch irgendwo auch wieder herausfahren“, gab Johannes Hägele zu bedenken.

Das klinge zwar logisch, so Gerhard Lude, doch für ein Lkw-Durchfahrtsverbot würde es vermutlich keine Genehmigung geben. Der Verkehr würde verlagert, andere Gemeinden dann mehr belastet. Das Problem würde lediglich in ein anderes Gebiet verschoben, aber wäre dadurch nicht gelöst.

RSV-Busse könnten möglicherweise Fahrpläne nicht einhalten

Er berichtete, dass viele Gemeinden sich die Tempo-30 von Ortschild zu Ortschild wünschten. Doch das lasse sich nur in den seltensten Fällen umsetzen. Ein Problem sei dabei vor allem der RSV-Busverkehr. Bei Tempo-30 könnten Busfahrpläne nicht eingehalten werden, es würden mehr Busse, mehr Busfahrer benötigt. Und das sei am Ende für die Stadt ein Kostenfaktor.

Möglich wäre es, wenn man eine Busfahrspur einrichten könnte, wo die Busse dann ungehindert fahren könnten. Doch dafür gebe es in Degerschlacht keinen Platz.

Abstimmung mit „Nein, weil …“ und „Ja, aber …“

Er empfahl den Räten, den Lärmaktionsplan mit einer Stellungnahme abzulehnen oder anzunehmen. „Entweder mit ‚Ja, aber …‘ oder ‚Nein, weil…“, erklärte er.

Die Maßnahmen, die jetzt festgeschrieben seien, würden aber in jedem Fall umgesetzt.

„Letztendlich entscheidet der Gemeinderat“, so Lude. „Aber es sei zumindest eine Möglichkeit, die Verantwortlichen noch mal zum Nachdenken anzuregen.“ Er stellte die Hoffnung in Aussicht, dass die Stellungnahme dann möglicherweise bei der nächsten Fortschreibung berücksichtigt werden könnte.

Die Räte stimmten der Fortschreibung des Lärmaktionsplans schließlich mit „Nein“ ab, weil ihnen die Maßnahmen nicht weit genug gingen. Zwei Stimmen waren dafür, weil sie befürchteten, dass es bei einem „Nein“ gar keine Erweiterung der Tempo-30-Zone geben könnte. (RS)