Platz für Ideen

Neulich fuhr ich an der inzwischen in die Jahre gekommenen „neuen“ Ortsmitte vorbei – und da saß tatsächlich ein Mann auf der Bank und las.
Ich glaube, das war das erste Mal, dass ich dort jemanden sitzen sah. Und sofort kam mir der Gedanke: Warum wird dieser Platz eigentlich so selten genutzt?

Als vor vielen Jahren unsere inzwischen eher in die Jahre gekommene „neue“ Ortsmitte entstand, hatten wir uns den Platz ganz anders vorgestellt. Auf den Plänen des Architekturbüros waren Bäume, kleine Ladenzeilen, bunte Fassaden, ein Platz in der Mitte, der zum Verweilen einlädt, eingezeichnet. In den Zeichnungen sah man einen lebendigen Ort, Menschen mit Einkaufstaschen vor Schaufenstern, die bummelten, manche eilig, manche standen mit Nachbarn zusammen, um ein paar Worte zu wechseln.  

„Die Häuser sind ja höher als der Kirchturm!“

Was dann kam, erinnerte eher an eine Steinwüste. Mein Onkel, der mich aus Norddeutschland besuchte, erklärte erschrocken: „Wie könnt ihr denn so was genehmigen? Die Häuser sind ja höher als der Kirchturm!“

Ok, ganz so schlimm ist es eigentlich dann doch nicht. Wir haben uns inzwischen an das Bild gewöhnt. Unser Bäcker, der sich hier niedergelassen hat, kommt nicht nur bei Degerschlachtern gut an. Sich da an einem der Tische vorm Haus auf einen Kaffee zu treffen, ist ein Stück Lebensqualität im Ort. Wer weiterläuft, kommt an einem weiteren kleinen Ladengeschäft vorbei. Hier gibt es schöne Füße und häusliche Pflege. Wer zu Fuß unterwegs ist, sieht gleich daneben ein Büro mit Sportgeräten und alles, was man für Physio und Bewegung braucht. Alles sinnvoll, ja. Aber eigentlich sind das ja eher Nischenangebote, etwas, was man ganz gezielt sucht, nicht Dinge, die man zufällig beim Vorbeilaufen findet. Es läuft ja auch niemand vorbei.

Als ich den Mann da neulich sitzen sah, dachte ich: Warum wird dieser Platz eigentlich nicht angenommen?

Ein bisschen Farbe – ein paar Tische …

Eigentlich könnte man doch etwas draus machen. Er ist zentral gelegen, hat Bänke und Bäume, die im Sommer Schatten spenden. Schatten, der bei Hitze Gold wert ist. Klar, das Ganze wirkt ein bisschen farblos und düster. Aber das ließe sich mit ein bisschen Farbe und vielleicht ein paar bunt blühende Blumen doch ändern. Wie wäre es, wenn man hier vielleicht ein oder zwei (bunte) Tischchen mit passenden Stühlen aufstellen würde? Vielleicht auch einen kleinen Bücherschrank oder etwas ähnlich Attraktives? Statt Büchern vielleicht auch ein paar Gesellschaftsspiele?

Unser nächstes Klappstuhltreffen könnte auch hier stattfinden. Dann könnten die Kindergartenkinder den Hof hinter dem Rathaus weiterhin ungestört nutzen.

„Der Platz ist das, was wir draus machen!“

Wie wäre es, wenn unser Bäcker hier seine Tische und Stühle aufstellen würde? Hier ist viel mehr Platz als vorne bei den Parkplätzen. Und weniger Verkehr gibt es hier auch. Und nicht zu vergessen, im Sommer viel mehr Schatten.

 

Heute Morgen hab ich mir den Platz mal etwas genauer angeguckt. Ganz hinten hinter der kleinen Mauer, vor der die Bank steht und die eigentlich ein wirklich schönes  Dach aus grünen Rankpflanzen hat, ist ein kleiner Durchgang. Dahinter gibt es einen Sandkasten, eine Kinderpicknickbank und sogar ein kleines Fußballtor. Gehört das zu einem der Häuser oder ist es frei nutzbar? Ich stelle es mir schön vor, wenn Eltern vorne gemütlich zusammensitzen, während ihre Kinder dort hinten spielen.

Mein Fazit: Dieser Platz ist doch das, was wir draus machen.
Ein bisschen Farbe, ein bisschen Möblierung, ein bisschen Initiative – und wir hätten einen echten Treffpunkt mitten in Degerschlacht.

Was meint ihr? Hättet ihr Lust, gemeinsam etwas aus dem Platz zu machen?